März 2005, Florida, USA

A date outside the family

6. - 8. März 2005: Tallahassee

Bicycles are highly valued here
Bicycles are highly valued here

Howdy Freunde und alle die dachten oder hofften, sie wären es nicht mehr! Kein halbes Jahr ist nun wieder vergangen und ich bin schon wieder raus aus Deutschland, es scheint, als ob ich es da nicht aushalten kann (nicht dass es an euch liegen würde). Egal, aufmerksame Verfolger meines Lebens wissen, wo es mich hinverschlagen hat, nämlich dorthin wo sie mehr Parkplätze als Sozialleistungen haben, die Autos mehr schlucken als Klaus Löwitsch Alkohol, der Präsident dümmer als erlaubt ist und das Essen mehr Fett als AnnaNicoleSmith zu Ihren besten Zeiten hat. Ach, und Teyna macht ihren PhD jetzt hier in Tallahassee, Florida, USA, USA, USA, USA, USA!

Ich entschuldige mich für den letzten Gefühlsausbruch, aber mit all den Flaggen und patriotischen Postern um einen herum, die einen schon beim Einreisen empfangen, fällt es schwer, die gute Alte-Europa-Haltung durchzuziehen, die uns soviel Anerkennung in Amerika einbrachte.

Zurück zum alltäglichen: Der Flug von Frankfurt nach Charlotte war relativ unaufregend, was jetzt Missgeschicke meinerseits betrifft, also keine aufgeplatzten Wasserflaschen, verlorene Jacken etc. Aufgeregt hab ich mich nur, dass USAirways 5 Euro verlangt, wenn man einen Kopfhörer fürs Bordprogramm braucht. Wenn man seinen eigenen hat, kann man den zwar auch einstecken, aber dann hat man nur auf einer Seite Ton, da die Halsabschneider anscheinend ihre Buchsen etwas modifiziert haben. Drecksbande! Dass sie auch 5 Euro pro alkoholischem Getränk verlangen, ist da schon fast verständlich zu nennen, bei so nem Präsidenten würde ich mich auch hemmungslos besaufen, wenn ich wieder ins Land einreise.

Aber ich schwelge wieder in AltEuropäischen Ressentiments, zurück nach Charlotte: Nachdem ich meine Fingerabdrücke für spätere Terrorismusbekämpfung hinterlassen hatte, konnte ich einigermaßen schnell meinen Hintern und den eingeschmuggelten Schwarzwälder Schinken zum nächsten Flieger nach Tallahassee bringe, da dieser schon mit laufenden Motoren wartete. Woher ich das weiß: a) Sass ich direkt daneben b) bin ich nicht über eine Gangway eingestiegen sondern aus dem Terminal durch ne Tür raus aufs Rollfeld mit dem StewardessFinger auf eine Maschine gewiesen worden, die für mich eher nach PrivatJet aussah, so klein war sie. Da machte dann auch Sinn, dass ich auf meiner Bordkarte trotz Wunsch nach einem Sitz am Gang ein grosses A als Sitznummer prange hatte. ES GAB NUR 3 SITZE PRO REIHE! Dass meine Reihe 18 die hinterste war kann nun jeden darauf bringen, wieviele Leute in dem Flugzeug Platz hatten und warum ich direkt neben der Turbine sass. Aber superangenehm der Flug, was auch daran lag, dass ich nicht aufs Klo musste, welches dummerweise kaputt war. Teyna und andere Frauen mit Konfirmantenblase hätten also gestresst auf das Ende des Fluges gewartet...

The beautiful backyard where I stayed
The beautiful backyard where I stayed

Ok, genug für jetzt, es sei noch kurz gesagt, das ich in einer Beziehung nicht mehr Jungfrau bin: Mein Gepäck hat es leider nicht zeitsynchron mit mir nach Tallahassee geschafft, aber am Tag drauf hab ich es wieder bekommen (und sogar mit einem Zettel der Zollbehörde drin, dass sie mal nen Blick drauf geworfen hätten, aber geklaut haben sie nix, die guten Jungs von Heimatfront). Die Gastfamilie von Teyna ist bombastisch und versorgt uns mit allem was wir brauchen: Gutes Essen, Amerikanisches Bier (Es gibt “Becks Dark” hier, brrrrrr), Katzen zum Kraulen und einer liberalen Einstellung (“Jeb Bush ist nach Indonesien gereist, um dem Opfern des Tsunamis zu helfen, da kann er hier wenigstens nichts in der Zeit kaputtmachen”). Also seid gespannt was uns noch widerfährt, wir fahren heut erstmal nach Tampa, noch mehr Sonne tanken (20 Grad Baby!!!!)

Tshirt-tragend, Veeck

PS: Susi, die Ergebnisse deines Tipps lauten: Die zweite schon auf die erste verschoben, dafür gestern nichts.

9. - 11. März 2005: Tampa

Nach 5 Tagen denke ich es ist schon an der Zeit, erste Bilder in das Land zu schicken, wo in den Zoos die Tier nicht zu Patriotismusbezeugungen herangezogen werden, wie in dem schönen Bild hier zu sehen ist.

Das dritte Bild wurde am Strand von Tampa aufgenommen, Clearwater um genau zu sein. Ich werde es wohl nochmal besser zusammensetzen und dann auf meine Webpage packen, genau wie die anderen Zeugnisse meiner Erkundungen. Passend dazu: Macht es wirklich Spaß das alles zu lesen? Unterhält es euch? Wäre jemand so blöd dafür Geld zu zahlen? Denn wenn es mit meiner Informatikkarriere und dem Friedensnobelpreis nix wird, wie wäre es mit einer in der schreibenden Branche? Immerhin hat es dort auch eine Kategorie in Stockholm, denn seien wir mal ehrlich: Mit meinem abgebrochenen Chemiegrundkurs wird es in der Rubrik wohl nix und noch gibt es keine Kategorie “Bester Name”!

One straight road
One straight road

Nun, zurück zum Urlaubsablauf: Nach der Eingewöhnungszeit bei Teynas Gastfamilie und einem halb-romantischen Geburtstagsessen bei einem Chinesen (inkl. Zubereitung der Speisen vor einem auf nem Grill mit Jonglier und Eier durch die Gegendwirbeln Einlagen) sind wir Dienstag nach Tampa aufgebrochen. Auf dem nächsten Bild könnt ihr euch einen Eindruck davon machen, was ich 4 Stunden sehen musste, nur gelegentlich unterbrochen von kleinen Städten mit FastFood und Baumärkten. Diese aufregende 4 Stunden Fahrt nach Süden nahmen wir auf uns, da es dort noch wärmer sein und besseres Wetter als in Tallahassee haben sollte. Pustekuchen, Mittwoch hat es aus Eimern geschüttet! Egal, dafür gibt’s ja IMAX-Kinos und Museen.

Aber die Straßen hier: Gerade ist kein Ausdruck dafür, AM GERADESTEN trifft es eher: Manchmal sieht man ja in Roadmovies eine Straße die bis zum Horizont geht, diese werden jedoch meistens durch ein paar auf und abs in der Landschaft unterbrochen. Nicht so die Straße nach Tampa: Die ist gerade UND flach UND nur ab und zu werden die Bäume auf der Seite von ner Hofeinfahrt unterbrochen. Und das schlimmste: Das ist die sog. Scenic Route, also die schönere Straße, wie aufregend also die Interstate nach Tampa ist, will ich garnicht wissen. Egal, Ami, die Tochter unser Gastfamilie wohnt in Tampa, zeigte uns den Strand, lud uns zum Essen ein und hat den knuddeligsten kleinen Kater der Welt.

Donnerstag Abend ging’s auf der gleichen nervenzermürbenden Strasse wieder zurück, nur unterbrochen von einem Ausflug in den Zoo, der Seekühe zur Beobachtung anbietet. Und wieder wurde ein Klischee bestätigt: Florida ist das Land, wo alte Amerikaner zum Sterben hinkommen. Nicht dass wir einen haben von uns gehen sehen, aber wir waren dort mit Abstand die jüngsten im Zoo (vielleicht noch ein paar der Tier, aber wer weiß dass schon bei den Falten, die die Seekühe haben). und überall sind Trailerparks mit Wohnmobilen zu sehen (keine gelben Nummerschilder).

Patriotic bird
Patriotic bird

Back to Business ist jetzt wieder in Tallahassee angesagt: Teynas Prof ist wieder im Lande mit einem Tag Verspätung, da die Immigration in Charlotte bei ihm so lange gedauert hat, dass er den Flieger verpasst hat, den ich gerade noch so mit laufendem Motor erwischt hab. Noch schnell die Chance ausgenutzt und ins Kino gefahren und was erwartet uns in den kommenden Monaten: Eine Neuverfilmung von Hitchhikers Guide to the Galaxy! Amerikan Style mit MosDef und Kolossalstes laut Trailer. Wer denkt noch, dass das nix wird? Alle? Dachte ich mir! Außerdem wird gerade Ice Age 2 gemacht, vor “Robots” lief ein ScratchTeaser. Robots an sich ist aus einer Effektperspektive super, die Story aber zu dünn um ihn wirklich großartig zu machen. Für 6 Dollar (Schluck dass Cinemaxx!) ein guter Sonntag-Abend, aber aufgepasst: Immer vorher fragen, ob das verkaufte Popcorn auch mit Zucker zu haben ist, denn hier haben sie nur salziges! Bäh! Also 3 Dollar zum Fenster rausgeschmissen, was aber mit 9\$ immer noch zu verkraften ist.

Jetzt gehts ab in die Stadt (wenn die so überhaupt zu nennen ist, hier hats Straßen und Geschäfte aber keine Downtown an sich) und ich erkundige mich beim ComputerDepartment nach PHD-Möglichkeiten.

Drückt die Daumen, ich drück euch!

Grüße, V

11. - 14. März 2005: Mobile, Alabama

Freunde der deutschen Esskultur, momentaner Aufenthaltsort: Mobil, Alabama, Südstaatenterritorium des Lands der unbegrenzten Autostraßen zu berichten. Unbegrenzt ist in der Tat das richtige Wort für die Straßen hier, da ich auf dem Weg in das Starbuck Kaffee, in dem ich diese Email schreibe, einen Highway überkreuzen musste. Dummerweise gibt es nun mal keine Bürgersteige hier an jeder Straße und erst recht nicht am Airportdrive wie die Straße hier heißt. die mich über die Interstate in das geliebte Kaffeeland bringen sollte. Also folgte ich den lokalen Gebräuchen und ging die 50 Meter über die Brücke auf dem Standstreifen, 30cm feinster Asphalt direkt neben der Hauptstraße. Keineswegs rebellisch das ganze, da mir ein älterer Mann entgegen kam und wenn dieser es mit seinen Reflexen schafft, dann ich erst recht mit meinen jungen Beinen und Sehnen.

Junkyard or Art?
Junkyard or Art?

Jetzt sitz ich hier also und denke drüber nach, ob wie ich wirklich 3 Jahre hier verbringen kann. Es ist definitiv kein Land in dem ich meine Kinder, sollte ich jemals jemanden schwängern (und was bis jetzt auch nicht passiert ist), großziehen will, zu sehr bin ich dann doch von meinen Eltern europäisch erzogen worden und verabscheue die Breite in diesem Land. Straßen sind breit, die Orte sind breit, die Leute natürlich erst recht, ABER Mädels, solltet ihr nach Amerika reisen, dann fühlt euch nicht schon in der ersten Woche breit und dick, da, so meine Beobachtung hier, alle Toilettenschüsseln in den Waschräumen dieser Nation kleiner als ihre europäischen Vettern sind. Wenn euch also eure Hinterteile beim ersten Klobesuch fett und die Sitzhaltung unbequem vorkommen, dann seid ihr es nicht, die zugenommen habt. Warum sich die amerikanischen Verbraucher- und Antidiskriminierungsorganisationen noch nicht vor dem SupremeCourt darüber aufgeregt haben, ist mir ebenfalls ein Rätsel!

Ok, warum nun Mobil? Teyna besucht hier eine Konferenz und da uns unsere Zeit kostbar ist, fuhr ich mit. Zur WelcomeReception und Keynote war ich zwar nicht eingeladen, aber da ich mit einer Teilnehmerin auf regulärer Basis schlafe, habe ich mich frech mit eingeladen und Essen und Trinken abgestaubt. Es ist eine recht kleine Konferenz und so wurden wir alle noch zum Haus des Co-Chairs Kathy eingeladen, die auch für das Buffet der Welcome Reception verantwortlich war und als sie merkte, dass sie zuviel bestellt hat, alle noch vorhandenen Teilnehmer aufforderte sich HamSandwiches zu schmieren und alles mitzunehmen weil es sonst weggeschmissen werde. Dies führte zu einem Engpass an Plastiktüten, da nicht nur wir (8 Leute), sondern anscheinend alle auch für die nächsten Tage ihre Mittagessen auf Vorrat mitnahmen. Unser selbstgemachtes Frühstücksbuffet heute morgen war dementsprechend üppig und natürlich 100% aus gestrigen Resten zusammengestellt.

Swamp impression
Swamp impression

Die Keynote war nebenbei interessant und gab dem Softwareentwickler in mir zu denken: Zu selten werden bisher Forschungsergebnisse aus dem Lehrforschung und ähnlichen Gebieten in die Informatik mit übernommen und eingearbeitet. Deshalb die Frage an euch ITler: Womit denkt ihr werden bessere Ergebnisse erzielt: Wenn man z.B. bei einem Tutorial nur Texthilfen einblendet oder wenn man das ganze einzig als Audio vorspielt? Die Antwort im nächsten Brief.

Bis dahin verbleibe ich grüßend und nachher bei 22 Grad in den Hotelpool springen, WildBillHickHockVeeck

PS: Susi: 1

Nachtrag 1: Ok, ich bin noch nicht am Pool, sondern in einer Sportsbar, wo ich neben einem Bier eine Auswahl an Cheesesticks und danach eine kleine Menge an Barbecue SpareRibs verdrücken werde. Life IS good. Dazu läuft im Hintergrund NCAA Basketball, ich habe neue Schuhe, Jackass und SCATWOT auf DVD und gemerkt, dass dies als Konsum ausreichend ist. Eigentlich sollte hier noch eine Kritik am Konsumverhalten der westlichen Zivilisation stehen, aber da ich selber heute daran teilnahm, muss diese wohl noch mal überarbeitet werden.

Nachtrag 2: Sonja, alles Gute zum Geburtstag, sorry, dass es ein bisschen zu spät ist, aber hier in der amerikanischen Zeitzone ist ja noch der 12. ;-)

Nachtrag 3: Der Pool war eiskalt!!

Nachtrag 4: Susi, 2

15. - 26. März 2005: Tallahassee

Wenn das Wetter ein Anzeichen sein soll, Freunde der Hobbymeterologie, ob die Stadt Tallahassee mich mag oder nicht, so scheint es, dass Tallahassee eine Frau ist und schwere Gemütsschwankungen aufgrund von zyklisch wiederkehrenden Körperfunktionen hat: Am Samstag Sonne satt, Sonntag bedeckt und heute abend regnet es aus einem so starken Gewitter heraus, dass nur knapp an einem Tornado vorbeischrammt und den Abendhimmel strahlendhell mit Blitzen erleuchtet.

Nun, jedes Wetter hat seine Vorteile, lasst sie mich aufzählen: Samstag sind wir an den Wakalla-River (Rechtschreibung bei diesem Wort not included) gefahren und haben uns ein Kajak zu zweit gemietet, um auf diesem sumpfumgebenen Fluss, Tiere und Landschaft zu bewundern. Sven und Posti, ihr dürftet euch noch an den einzigen anderen Kajakausflug erinnern, den ich je mache:

Greatest Sunset Ever
Greatest Sunset Ever

Bodensee in den 90ern, 3er Männerurlaub, 5 Minuten, die wir versuchten ins Kajak zu kommen und in nassen Klamotten und ebenso durchweichten, intelligenterweise mitgenommenen Geldbörsen endeten. Nun, diesmal war ich schlauer und geschickter und habe weder meine Brieftasche mitgenommen noch direkte Bekanntschaft mit der Wasseroberfläche gemacht. Ausbeute des Paddelns waren zig Wasserschildkröten (scheu und nur bis auf 2 Meter annäherbar), ein Minikrokodil (nicht so scheu, auf 50 cm annäherbar, aber dafür hat dieses wohl auch schärfere Zähne, ein stärkeres Bewusstsein über diese und evtl sogar einen stärkeren Appetit auf Tourizähne) und ein Muskelkater bei Teyna.

Sonntag sollte unser Ausflug an den Strand stattfinden, der zwar stattfand, aber braun werden konnte man nicht, es sei denn man hätte in seinem Autoanhänger ein Solarium eingebaut (wobei ich glaube dass einige der Trailer, die hier herumfahren sogar zwei Solarien drin haben plus eine Sauna für 5 Personen). Ausbeute dieses Tages war ein unglaubliches gutes Essen in einem Fischrestaurant (in welches ich unsere Gastfamilie einlud) sowie ein noch unglaublicherer Sonnenuntergang, welchen ich großzügigerweise und fotografisch unbearbeitet, wie ich anmerken möchte, anhänge.

Nun, heute habe ich meine Gastfamilie (und Teyna natürlich) noch einmal verwöhnt, diesmal mit einem Gericht, was einige von euch schon zu fürchten gelernt haben: Chili Con Carne (bzw Sine für Teyna). Das Schwitzen lässt einen den Regen draußen vergessen und annehmen, man wäre in der Mittagshitze von MexikoCity und alle Eiswürfel wären des Landes verwiesen worden.

The Oven from Hell
The Oven from Hell

Apropos Kochen: Kauft euch keine Sears-Herde in Amerika. Folgendes passierte mir, als ich Cookies backen wollte, die hier absolut idiotensicher im Supermarkt zu kaufen sind. Das man nur die Packung aufzureißen hat und man den darin enthaltenen Teig noch mit etwas Milch anrühren muss, hat der eine oder andere ja schon in Deutschland gesehen bzw sogar selber gemacht, wenn die Zeit bis zur Geburtstagsparty des besten Freundes etwas knapp war. Diese Cookies, Freunde der Hausmacherkunst, gehen einen Schritt weiter: Man musste diese nur noch aus der Packung nehmen, auf ein Blech legen und ab in den Ofen für 15 Minuten. Das wars! Nichts beizugeben oder anzurühren. Vorportionierte, backfertige Teigstücke, mehr ist nicht zu tun. Der letzte logische Schritt ist eine Verpackung, die auf Knopfdruck den Teig bäckt und die Kekse ausspuckt.

Doch zurück zum Herd: Alle Vorbereitungen waren erledigt, was also Schere nehmen, Packung aufschneiden und Teigstücke auf dem Blech verteilen beinhaltet. Nur noch den Ofen auf 350 Grad Fahrenheit vorheizen, was aufgrund des Displays mit all den tollen Knöpfen, welches mehr an eine Konsole aus Raumschiff Enterprise als an eine irdische Kochstelle denken lässt, auch kein Problem ist: Vorheizen auswählen, Start drücken und warten. Das im Display angezeigte “Preheat” erlosch dann auch nach wenigen Minuten mit einem lieblichen “Ping!” um zu zeigen, dass der Ofen bereit war, die Kekse aufzunehmen. Das war er wohl nicht wirklich, denn um schon das Ende vorwegzunehmen: Wir backten letztendlich die Kekse im Ofen der Nachbarin, einer liebenswerten älteren Urugayanerin, die mich nun zum Spanischlernen jederzeit willkommen heißt. Denn das Problem, welches nach dem Vorheizen auftrat, war: Die Tür des Ofens, die elektronisch verschlossen wird, ging ums Verrecken nicht mehr auf!

Alles was der Ofen anzeigte war ein Fehlercode im Display (zur Info: E1F3), der von der Servicehotline nicht interpretiert werden konnte, die im übrigen außer einen kostenpflichtigen Mechaniker zu schicken (der heute da war und eine 200\$ Reparatur veranschlagte) als Hilfe nur anbieten konnte, dem Ofen einfach mal den Saft abzudrehen und quasi einen Reboot vorzunehmen! Das hat auch nix geholfen und die Strg-Alt-Delete-Taste hab ich auch nicht finden können! Eine elektrische Türverriegelung in der Ofentür, wer immer mit dieser Idee aufkam, hat seine Erfindung nie benutzt. Die Kekse waren im übrigen gut!

Sentimental, I know
Sentimental, I know

Jetzt zum sentimentalen Teil der Email, da ich nun schon von einigen von euch die Frage gestellt bekommen habe, ob ich jetzt für immer hier bleibe: Nein, noch nicht. Diesen Donnerstag flieg ich wieder zurück nach Deutschland und werde wie gehabt bei Haufe weiterarbeiten. Wie lange weiss ich aber noch nicht, denn einen Job fand ich hier (noch) nicht, die Greencard ist weiter in der Schwebe (bei einer Chance von 5%, dass ich überhaupt eine bekomme) und an der Uni muss ich mich noch erst bewerben. Erster Schritt zu letzterem ist der sog. TOEFL-Test morgen, den ich wohl auch ohne zu lernen bestehen werde. Aber auch wenn ich von der Uni angenommen werde, so gehe ich darauf nur ein, wenn die Finanzierung stimmt, will heißen, dass ich mich nicht verschulden muss, um mein Doktorstudium abzuschließen (und ich Mutter und Vater nicht schon wieder auf der Tasche liegen muss, schließlich freut sich Vatern schon auf den Ruhestand und darauf, Muttern in einen Flieger nach Peking zu schleifen).

Schwere Entscheidungen stehen also noch an und ich weiss selber nicht wohin es gehen wird, bleibt gespannt, auch auf mein vorläufiges TOEFL-Testergebnis, welches ich morgen gleich nach dem computergesteuerten Test erfahre.

Bleibt sonnig, Veeck

PS: Susi, Teyna hat mir das Zählen verboten!

PS: Shout out to Andre B for going to Marburg! Talside rules!

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